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US-Kerninflationsrate sinkt leicht

In den USA hat sich der zugrundliegende Inflationsdruck weiter abgeschwächt. Aus Sicht der Fed ist er derzeit aber immer noch zu hoch. Unserer Einschätzung nach wird die Notenbank jedoch geduldig bleiben und auf weitere Leitzinserhöhungen verzichten.

Die US-Verbraucherpreise sind im September um 0,4 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Vorjahresvergleich ist die Gesamtinflationsrate damit auf dem Niveau von 3,7 % stehen geblieben. Die Kernrate ist jedoch leicht gesunken und hat nach 4,3 % im August nun mit 4,1 % den niedrigsten Stand seit September 2021 erreicht. Im August hatten die kräftig gestiegenen Energiepreise für einen neuen Inflationsschub gesorgt. Ihr Preisanstieg fiel im September deutlich geringer aus. Insgesamt haben sich die disinflationären Kräfte aber nur zum Teil durchgesetzt. Entlasten wirken hier vor allem die Preise für Gebrauchtwagen. Bei den im Preisindex gewichtigen Mieten (Anteil fast 35 %) sinkt die Inflationsrate hingegen weiterhin nur sehr träge. Sie steht nun bei 7,2, nach zuvor 7,3 %. Die ohne diese Preiskomponente berechnete Kern-Kernrate – also ohne die Preise von Nahrungsmitteln, Energie und (!) Mieten – ist zuletzt schon unter die 2 %-Marke gesunken (September: 1,7 %).

Welche Erkenntnisse lassen sich unserer Einschätzung nach aus dem heutigen Inflationsbericht ziehen? Der rückläufige Trend bei der Kernrate hält an. Sie liegt derzeit aber noch deutlich über dem 2-% Stabilitätsziel der US-Notenbank. Von einer entspannten Inflationslage kann deshalb noch nicht gesprochen werden. Höchst unsicher ist zudem, ob von den Energiepreisen durch den jüngst aufgeflammten Nahost-Konflikt ein neuerlicher Inflationsschub ausgeht. Kommt es nicht dazu, zeichnen
sich für November und Dezember aufgrund von Basiseffekten aus dem Vorjahr nochmals etwas höhere Gesamtraten ab.

Unserer Prognose zufolge werden die Inflationsraten danach aber weiter sinken und ab dem Frühjahr 2024 die Zwei vor dem Komma zeigen. Zur Jahresmitte dürften die Kerninflationsraten – sowohl beim Verbraucherpreisindex als auch beim Konsumdeflator (PCE) – nahe dem Zielwert liegen. Zudem scheinen sich laut dem jüngsten Arbeitsmarktbericht auch die Lohnzuwächse weiter abzuschwächen. Vor diesem Hintergrund und weil die US-Notenbank ihre zinspolitischen Entscheidungen stark von der Datenlage abhängig macht, wird sie unserer Ansicht nach auf ihrer nächsten Sitzung am 1. November geduldig bleiben und auf eine weitere Leitzinserhöhung verzichten. Diesbezüglich haben sich die FOMC-Mitglieder ihren jüngsten Äußerungen zufolge noch nicht auf einen einheitlichen Kurs festgelegt. Manche favorisieren weitere Leitzinsanhebungen, andere erachten das aktuelle Leitzinsniveau für ausreichend hoch, um die Inflation auf das 2-%-Ziel der Fed zurückzuführen. Auch wird auf den zuletzt kräftigen Anstieg der Treasury-Renditen verwiesen, wodurch sich die Finanzierungskonditionen zusätzlich verschärft hätten. Einige sprachen auch davon, dass die Notenbank jetzt in der Lage sei, bei der Bewertung hinsichtlich einer eventuell erforderlichen zusätzlichen Straffung der Geldpolitik vorsichtig vorzugehen. Wir leiten daraus unverändert ab, dass Leitzinserhöhungen zwar noch nicht endgültig vom Tisch sind, im Zeitablauf aber immer weniger wahrscheinlicher werden.

Quelle: https://www.hal-privatbank.com/news/2023/us-kerninflationsrate-sinkt-leicht


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