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Wochenkommentar: Schlechter Start

Nach einem kräftigen Anstieg Ende 2023 haben die Märkte in der ersten Woche des neuen Jahres einen Richtungswechsel vollzogen und sind in den negativen Bereich gerutscht. Ausgelöst wurde dies durch gemischte Unternehmens- und makroökonomische Nachrichten sowie auch durch Gewinnmitnahmen nach den starken Entwicklungen im Jahr 2023.

Der Halbleiterausrüstungshersteller ASML erklärte, dass die niederländische Regierung vor kurzem den Export mehrerer High-End-Maschinen nach China gestoppt habe. Dies geschah, nachdem die USA starken Druck ausgeübt hatten. Obwohl diese Problematik im Großen und Ganzen bereits bekannt war, betrachteten Anleger die Ankündigung als eine weitere Verschärfung der Handelsregeln, die die Exporteinnahmen in einen ihrer wichtigsten Endmärkte gefährden könnte. Dies wirkte sich daher negativ auf den gesamten Halbleiterausrüstungssektor aus. Zusätzlich wurde das Marktumfeld im Technologiesektor in dieser Woche etwas getrübt, nachdem eine viel beachtete Herabstufung des Ratings für Apple zu Gewinnmitnahmen im gesamten Sektor geführt hatte.

Die makroökonomischen Indikatoren deuten zu-nehmend auf eine Verlangsamung des US-Wachstums hin. Obwohl dies bereits erwartet wurde, beeinträchtigte die Besorgnis der Anleger über die Entwicklung der Konsumausgaben in dieser Woche die Performance des zyklischen Konsumsektors. Somit drehte sich die Rendite auf den Kapitalmärkten im Vergleich zu 2023. Sektoren mit einer eher unterdurchschnittlichen Entwicklung im vergangenen Jahr, wie z. B. Basiskonsumgüter sowie Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, übertrafen die Gewinner des letzten Jahres (z.B. Informationstechnologie sowie zyklische Konsumgüter).

Währenddessen zogen die Ölpreise angesichts der aufflammenden Spannungen im Nahen Osten an und beendeten damit den Abwärtstrend der letzten Monate. Alles in allem haben die Märkte zu Beginn des neuen Jahres eine Verschnaufpause eingelegt. Es ist natürlich noch zu früh, um zu sagen, ob und inwieweit es sich um einen grundlegenden Regimewechsel handelt. Betrachtet man sowohl die makroökonomische als auch die geopolitische Situation, so scheinen wir vor einem weiteren Jahr voller Herausforderungen zu stehen. Wie im Jahr 2023 zu beobachten war, muss dies jedoch nicht unbedingt nachteilig für die Renditen sein.

Anleihen: 2024 beginnt mit etwas höheren Renditen

Eine breite Marktrallye Ende Dezember endete abrupt in der ersten Woche des Jahres 2024. Anleihen verzeichneten am ersten Tag des Jahres die schlechteste Performance seit Jahrzehnten: Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten in der ersten Woche des Jahres 2024 bei 3,95 Prozent. Die Jahresendrallye begann Ende Oktober, als die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bei 4,99 Prozent lagen, und ging bis zum Jahresende auf 3,79 Prozent zurück.

Ein ähnliches Bild ergab sich bei den deutschen Anleihen. Die zehnjährigen Bundesanleihen schlossen in dieser Woche über 2,07 Prozent. Hier begann die Jahresendrallye der Anleihen im Oktober bei etwa 2,96 Prozent und endete bei 1,89 Prozent. Der Anleihemarkt war eindeutig zu optimistisch und scheint überkauft zu sein. Ende 2023 wurde ein „Goldilocks“ Szenario erwartet, was bedeutete, dass die Marktbedingungen genau richtig für eine weiche Landung der Wirtschaft sind, und infolgedessen erholte sich der Markt. Die Anleger gehen weiterhin davon aus, dass dieses Jahr ein deutlicher Rückgang der Zinssätze zu erwarten ist, was in Verbindung mit einem stetigen, aber langsamen Wirtschaftswachstum die Wertentwicklung von Anleihen begünstigen wird. Diese Bedingungen sind selten, und daher hat der Markt dieses positive Szenario möglicherweise zu stark antizipiert. Die kommenden Inflations- und Wirtschaftsdaten bestätigen derzeit eine weiche Landung, dennoch ist es ratsam wachsam zu bleiben. Im Januar und Februar werden die meisten neuen Anleihen emittiert, sodass sich die Märkte auch hierauf einstellen müssen.

In dieser Woche veröffentlichte die Federal Reserve das Protokoll ihrer Dezember-Sitzung der politischen Entscheidungsträger. In diesem Protokoll vertraten die Teilnehmer die Ansicht, dass der Leitzins „wahrscheinlich seinen Höchststand in diesem Straffungszyklus erreicht hat beziehungsweise nahe daran ist“ und dass es angemessen wäre, den restriktiven Kurs für einige Zeit beizubehalten, bis die Inflation eindeutig und nachhaltig in Richtung des Inflationsziels sinkt. Es gibt allerdings keinen Hinweis auf einen Zeitplan für Zinssenkungen.

Die Aufmerksamkeit der Anleger richtet sich nun auf die US-Arbeitsmarktdaten, die am Freitag veröffentlicht werden, um den Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen in diesem Jahr besser prognostizieren zu können.


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