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Wochenkommentar: Verschärfte geopolitische Spannungen

Die globalen Aktienmärkte erholten sich im Laufe der Woche. Dies lässt sich zum Teil durch die sinkenden Renditen von US-Staatsanleihen erklären, da sich Anleger angesichts der eskalierenden Spannungen im Nahen Osten in sichere Anlagen flüchteten. Die Erwartung weiterer Konjunkturmaßnahmen in China trug ebenfalls zur Marktstabilisierung bei.

Darüber hinaus haben einige Mitglieder der US-Notenbank (Fed) angedeutet, dass eine weitere Zinserhöhung im derzeitigen Umfeld möglicherweise nicht erforderlich ist. Angesichts der Lage im Nahen Osten stieg der Ölpreis am Montag zunächst stark an, bevor er teilweise wieder zurückging. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es in der Tat sehr schwierig, die langfristigen Auswirkungen der erneuten Instabilität im Nahen Osten vorherzusehen.

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass sich die Aktienmärkte in Europa, den USA und den Schwellenländern in dieser Woche in gleicher Weise entwickelt haben. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich die Wertentwicklung kaum verändert. Der US-Markt liegt nach wie vor weit vorne, während der europäische Markt nur halb so gut abschneidet.

Auf Sektorbasis waren die Performanceunterschiede in den vergangenen Tagen nicht sehr groß. Der Energiesektor mit seinen steigenden Öl- und Gaspreisen und die zinssensiblen Versorger erzielten jedoch eine überdurchschnittliche Wertentwicklung, während die Basiskonsumgüter eine deutlich unterdurchschnittliche Wertentwicklung aufwiesen.

Anleihen: Gute Zeiten, schwere Zeiten

Für die Anleihemärkte werfen die aktuellen Fundamentaldaten die Frage auf, ob die US-Notenbank ihren Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben wird, entweder am 1. November oder am 13. Dezember.

Während (geo-)politische Spannungen in den Vordergrund treten, könnte es am 17. November auch zu einem Stillstand der US-Regierung kommen. In bestimmten Bereichen der US-Wirtschaft ist deutliche Nervosität zu spüren. Die Risikoaufschläge von Commercial Mortgage Backed Securities (CMBS) mit Triple-B-Rating sind auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gestiegen – und übertreffen damit sogar den Covid-Crash. Dies könnte auf bevorstehenden Stress hindeuten. Zunächst im Finanzsektor und später in verschiedenen Unternehmenssektoren, da sich ein starker Anstieg der Zinssätze uneinheitlich auf die Bilanzen der Unternehmen auswirkt.

Was den Finanzsektor betrifft, so haben sich die Credit Default Swaps bereits in gewissem Maße nach oben bewegt und werden wahrscheinlich auf einem hohen Niveau bleiben. Sie könnten sogar noch weiter ansteigen, wenn sich die Ertragsdaten verschlechtern. Infolgedessen wird der Unternehmenssektor bei den derzeit höheren Zinssätzen anfällig bleiben, die gleichzeitig die Anleger mit einer attraktiven absoluten Rendite locken. Angesichts der nach wie vor inversen Kreditkurve bleiben wir bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen neutral und im High-Yield-Segment untergewichtet.

In der Eurozone konnten wir beobachten, dass sich die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen auf rund 200 Basispunkte ausweiteten. Die Anleger begannen, die fiskalischen Risiken des Landes und gleichzeitig die irrationale Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euro neu zu bewerten. In den nächsten Wochen werden mehrere Rating-Agenturen die Kreditwürdigkeit Italiens als Investment-Grade-Emittent überprüfen. Wir halten an unserer neutralen Position bei den Peripherieanleihen fest.

Quelle: https://www.bethmannbank.de/de/news-und-presse/finanzmarkt/wochenkommentar-verschaerfte-geopolitische-spannungen-20231013.html


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